Videos kostenlos auf dem Smartphone schneiden
Adobe hat endlich sein Videoschnitt-Programm Premiere für Android herausgebracht. Was “Premiere Clip” auf dem Smartphone kann und ob es im Arbeitsalltag einsatzfähig ist, haben wir uns natürlich angesehen.
Die Welt wird immer mobiler, unser Internetkonsum verschiebt sich mehr und mehr auf´s Smartphone. Videos und Fotos knipsen heute immer seltener externe Geräte, sondern jeder macht schnell mal einen Schnappschuss mit seinem Telefon oder filmt drauf los. Da ist es nur folgerichtig, wenn das Telefon auch gleich Fotos und Videos bearbeiten kann. Fast jedes Telefon hat heutzutage dafür bereits Software vorinstalliert. Samsung, Apple und Co. liefern Programme, die aber allerhöchstens auf Windows-Movie-Maker-Niveau sind.
Adobe Premiere Clip
Adobe, einer der Platzhirsche für professionellen Videoschnitt hat nun endlich seine Videoschnitt-iPhone-App auch für Android herausgebracht. Das Ganze ist kostenlos, nur eine Registrierung will der Konzern von uns haben.
Für mich kommt die App zu einem perfekten Zeitpunkt, ich drehe gerade sowieso viel mit meinem Smartphone. Normalerweise schneide ich mit der PC-Version von Premiere, aber die kurzen, maximal 30 sekündigen Clips mit Musik hintereinander zu schneiden, sollte damit doch kein Problem sein?
Alles automatisch
Und damit punktet die App auch gleich als Erstes. Alles was ich tun muss, ist ein Musikstück und die Videoschnippsel, die ich zusammenfügen will, auszuwählen und “Premiere Clip” übernimmt den Rest.
Auf den Beat der Musik schneidet es mir Übergänge und sucht sich passende, kurze Stellen aus den einzelnen Videodateien zusammen. Perfekt ist das Ganze am Ende zwar nicht, aber ein ziemlich guter Anfang.
Einfach Videos auswählen und Clip macht den Rest.
Der Insidertipp für den ambitionierten Videokünstler, Schnitte auf Beat zu setzen vollautomatisch! Das ist begeisternd.
Diese Funktion zieht sich auch durch den manuellen Schnitt. Auf der Videospur zeigen große und kleine weiße Punkte, wann ein mehr oder weniger geeigneter Moment für einen Schnitt ist.
Je größer die weißen Punkte, desto besser der Augenblick für einen Schnitt.
Das lässt sich natürlich abschalten, was einem zwar die Souveränität zurück brächte, andererseits aber für eine App auf dem Smartphone Overkill wäre.
Denn: Videoschnitt am Telefon ist Fummelarbeit. Da braucht man nicht framegenau schneiden – Das Ergebnis ist schließlich nur etwas für den Privatgebrauch. Einzig ganz am Ende, wenn Ihrs wirklich perfekt machen wollt, hilft diese Einstellung.
Lieber ein bisschen üben
Das bringt mich zu einem wichtigen Punkt: Wer am Smartphone schneiden will, sollte ein wenig mit der App geübt haben, bevor er drehen geht. Viele Probleme lassen sich dann nämlich vermeiden.
So solltet Ihr beim Filmen immer ein wenig länger laufen lassen, möglichst wenig schwenken und nicht in der Nähe des Mikros herumfingern.
Das Schnittfenster von Premiere Clip.
Solche Fehler lassen sich nämlich nur mit einem echten Schnittprogramm am PC ausbügeln.
Clip kann dafür aber Helligkeit und Kontrast von Videos anheben, überblenden, den Ton angleichen und beherrscht viele andere hilfreiche Spielerein.
Insgesamt ist die App einfach und verständlich aufgebaut, alles funktioniert mit Klicken oder Ziehen, es gibt keine hakligen Menüs und das Schneiden macht richtig Spaß. Solange Ihr keinen Wert auf Perfektion legt und mit kleinen Fehlern zurecht kommt.
Ton-Schwächen
Die Helligkeit lässt sich einfach per Schieberegler verändern.
Was nämlich nicht gut klappt, ist die App automatisch regeln zu lassen, wann die Hintergrundmusik und wann der Ton aus dem Videoclip im Vordergrund zu hören sein soll. Das bedeutet für alle Clips, deren Ton irrelevant ist: Abschalten.
Für die, wo jemand etwas kluges sagt, oder das Hörbare auch hörenswert ist, einfach die Lautstärke aufdrehen. Leider müssen wir die automatische Audio-Mix-Funktion anlassen, da sonst gar nichts mehr ordentlich funktioniert. Mit dem genannten Trick, lassen sich aber gute Ergebnisse erzielen.
Übrigens lassen sich auch Fotos integrieren, diese sollten aber am besten Querformat haben, sonst sieht das weniger schön aus.
Außerdem lässt sich, wie man das von Schnittprogrammen gewöhnt ist, an der Position des Cursors schneiden.
Kaputter Export?
Kommen wir zum letzten Punkt: Dem Export. Die App kann sowohl das Video als einfache Datei speichern, den Film direkt in die Adobecloud laden und sogar auf YouTube veröffentlichen! Wenn der Clip in die Adobecloud exportiert wird, könnt Ihr dann am PC mit der Desktopversion weiterbasteln.
Das klappt auf meinem Smartphone leider nicht, die App hört einfach auf zu exportieren und stürzt nach dem Abbrechen des Vorgangs ab. Adobe hat zwei Tage vor diesem Text ein Update herausgegeben, dass sich mit ähnlichen Abstürzen beschäftigt. Vielleicht bessern sie zeitnah nach.
Damit wird die App aber leider nutzlos, zumindest für mich. Viele User mahnen im Play Store auch den Anmeldezwang an. Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen, eine AdobeID lässt sich mit jeder Emailadresse beantragen. Daten sammeln Smartphoneapps auch ohne, dass man mit HerrMasterTutorial654321@gmx.de angemeldet ist. Clip funktioniert erst ab Android 4.4 aufwärts, und kommuniziert sehr viel mit dem Internet. Ich habe das Netz immer abgeschaltet, dann geht alles deutlich schneller.
Clip hat viele Exportmöglichkeiten – Im Test funktionierte leider keine davon.